Wie bitte, heißt denn die Hauptstadt der Elfenbeinküste? Abidjan? Oh nein, Yamoussoukro ist die Hauptstadt der Republik Cote d´Ivoire. Der erste Staatspräsident Félix Houphouët-Boigny ließ es sich nicht nehmen, sein ehemals 500-Seelen zählende Heimatdorf Yamoussoukro zuerst in eine Großstadt zu verwandeln, und diese dann 1983 zur Hauptstadt zu machen. Und auch wenn hier mitten in der Savanne rund 250 Kilometer nördlich von Abidjan alles immer noch recht leblos und provisorisch wirkt, so gibt es doch mit der Basilika Notre-Dame de la Paix eine der größten katholischen Kirchen weltweit. Es ist unschwer zu erkennen, dass die Basilika dem Petersdom in Rom nachempfunden wurde. 1988 nach nur dreijähriger Bauzeit fertiggestellt, weihte der damalige Papst Johannes Paul II die Basilika im Jahre 1990 im Rahmen einer Afrikareise.
Ein beeindruckendes Bauwerk, gewiss, doch es stellt sich dann doch die Frage, woher denn der ehemalige Dorfchef von Yamoussoukro und spätere Staatspräsident Félix Houphouët-Boigny das viele Geld hatte, um die Baukosten (man spricht von etwa 200 Millionen Euro) angeblich aus seinem eigenen Privatvermögen zu bezahlen?
Eigentlich ist Cote d´Ivoire ein recht wohlhabendes Land, wobei der Reichtum freilich sehr ungleich verteilt ist. Diese Tatsache und ethnische Konflikte trugen wesentlich dazu bei, dass im Land zwischen 2002 und 2012 fast ununterbrochen ein Bürgerkrieg tobte. Der jetzige Präsident Alassane Ouattara regiert das Land seit 2011 und gilt insbesondere für Europa und westlich orientierte Ivorer als Garant der Stabilität. Da spielt es auch keine große Rolle, dass die Verfassung vorsieht, dass ein Staatspräsident nur für zwei Amtsperioden a 5 Jahren gewählt werden darf. Mit dem Wahlsieg 2020 begann Ouattaras dritte Amtszeit, und es steht noch nicht fest (ist aber auch nicht unwahrscheinlich) dass Ouattara bei den nächsten Wahlen im Herbst 2025 wieder antreten wird.
Ansonsten ist Cote d´Ivoire ein touristisches Juwel. Die fantastischen Strände sind legendär, ebenso die Naturparks im
Landesinneren (auf deren Besuch ich aus Zeitgründen leider verzichten muss). Abidjan gilt für viele Kenner Westafrikas als die interessanteste Metropole dort, mit Wolkenkratzern und einem großen
Kulturangebot. Und einem chaotischen Verkehr. Da man viel Zeit braucht, um Abidjan auch nur ansatzweise kennen zu lernen, verzichte ich auf weitere Beschreibungen der Stadt, zumal ich nur am Tag
meiner Ankunft in Cote d´Ivoire und an den beiden Tagen vor meiner Abreise in Abidjan weilte.
Da gerade Sonntag war, konnte ich am Vormittag in der Basilika am Gottesdienst teilnehmen. So nach und nach füllte sich die Basilika recht gut. Auch wenn man nicht katholisch ist (so wie ich), so sollte man die Gelegenheit einer Messe hier nicht verpassen.
Ansonsten sind in Yamoussoukro die groß angelegten Straßen recht leer. Das Stadion (hier fanden auch schon Spiele der Afrikameisterschaft statt) war am Sonntag
Nachmittag auch geschlossen, aber auf etlichen kleinen Fußballfeldern wurde eifrig gespielt.
Und schließlich färbte sich der Abendhimmel über der Basilika feierlich gelb-rot. So ging ein schöner Sonntag in Yamoussoukro zuende. Der Ausflug vom Lionsrest (siehe unten) hierher hatte sich gelohnt!
Wer sich ein architektonisches Bild über den Aufstieg und den Fall der französischen Kolonialherrschaft über die Elfenbeinküste machen möchte, braucht nur nach Grand Bassam zu fahren. Dieser schöne, an einer Lagune gelegene Strandort war Hauptstadt der Kolonie, bis ein Gelbfieber-Ausbruch die Franzosen 1896 zwang, die Hauptstadt nach Bingerville zu verlegen (bis dann Abidjan von 1933 bis 1983 Hauptstadt wurde, also über die Unabhängigkeit 1960 hinaus).
Seit 2012 ist Grand Bassam UNESCO-Weltkulturerbe. Kunst und das Kunsthandwerk spielen hier eine große Rolle, aber auch das Strandleben kommt nicht zu kurz. Die Natur schließlich holt sich viele der ehemaligen Kolonialbauten langsam aber sicher zurück.
Nur ein paar Kilometer östlich von Grand Bassam habe ich im Lionsrest (kurz vor dem Fischerort Mondoukou, bei Google Maps auch Asséoufoué) Quartier bezogen. Dieses kleine "Feriendorf" wird von einem sehr netten deutsch/ivorischen Ehepaar betrieben. Man wohnt hier in gemütlichen kleinen Hütten und läuft nur ein paar Minuten bis zum Strand nach Mondoukou. Nachmittags kann man dort in einer Strandbar sitzen und den Fischern bei der Arbeit zuschauen. In meiner Stammbar gehöre ich nach einigen Tagen sozusagen fast schon zur Familie.
Die Arbeit der Fischer ist hart und bringt meist nur wenig ein. Große Fischfangflotten aus China, Russland und der EU fischen hier und an der ganzen Küste vor Westafrika das Meer leer, so dass die einheimischen Fischer kaum noch etwas in die Netze bekommen. Wen wundert es da, dass viele der jungen Männer ihr Heil in der Migration suchen?
Wegen der gefährlichen Strömung bade ich hier lieber nicht, da ich nicht gerade ein Superschwimmer bin (anders als der schwarze Athlet, der vorhin mit kräftigen Zügen durch das Wasser kraulte). Aber da ich in Cote d´Ivoire ein Auto gemietet habe, kann ich zum Baden nach Assouindé fahren (siehe unten). Da mir Lionsrest und Umgebung so gut gefallen, sind aus den vorab gebuchten vier Übernachtungen schliesslich sechs geworden.
In Assouindé geht es ganz flach ins Wasser, hier konnte ich gefahrlos herumplantschen. Ich lernte Badro Escobar kennen, der weder verwandt noch verschwägert mit dem verstorbenen kolumbianischen Drogenbaron Pablo Escobar ist. Wer Lust hat, kann Badro ja mal googeln. Er ist ein Ivorer libanesicher Herkunft und gilt als "Internetpersönlichkeit". Früher hat er mit dem verstorbenen DJ Arafat (wer auch immer das war) zusammen gearbeitet. Jetzt besitzt er das etwas esoterisch und sehr egozentrisch anmutende Hotel Badro Beach, wo ich zwar nicht übernachtete, aber an insgesamt drei Vormittagen äußerst relaxt die Zeit vergehen ließ.
Einmal fuhr ich auch weiter nach Assinie, wo die Reichen und Schönen Ihre Villen haben, aber da war mir doch zu viel Trubel (Quad-Fahren am Strand ist nicht so mein Ding). Auf das Herumschippern in der Lagune mit einer Piroge (was auch sehr malerisch sein soll) habe ich somit verzichtet.