„Mme la Présidente sera heureuse de vous recevoir et de vous accompagner ensuite en République du Saugeais. Avec nos remerciements et nos sincères salutations, …“ Was für eine Ehre, ich habe somit die schriftliche Zusage, von Georgette Bertin-Pourchet, Präsidentin der freien Republik Saugeais, empfangen zu werden und in ihrer Begleitung die Republik zu besichtigen.
Als ich mich um 5 vor 2 dem Haus der Präsidentin am Stadtrand von Pontarlier im französischen Département du Doubs zu Fuß nähere, steht Mme la Présidente bereits auf dem Balkon ihres Hauses und erwartet mich. Kerzengerade steht sie dort und weist mir mit einer einladenden Geste den Weg zur Eingangstür. „Herzlich willkommen, kommen Sie bitte herein“, mit etwa diesen Worten (natürlich auf Französisch) empfängt mich die äußerst rüstige Dame in den Achtzigern. Im Wohnzimmer fällt mein Blick sofort auf das Portrait der Amtsvorgängerin der Präsidentin, Gabrielle Pourchet, die immerhin von 1972 bis 2005 regierte. „Meine Mutter ist fast 100 Jahre alt geworden. Wir haben hier zusammen gelebt, nach dem Tod meines Vaters, dem ersten Präsidenten der Republik Saugeais.“
Die Geschichte der Gründung der République du Saugeais im Jahre 1947 ist natürlich allgemein bekannt. Louis Ottaviani, der Präfekt des Doubs, kam damals in den vom Ehepaar Pourchet betrieben Abteigasthof in Montbenoit. Die Frage des Wirtes, ob der Präfekt denn einen Passierschein habe, der ihm die Einreise in die Republik Saugeais erlaube, konterte der amüsierte Präfekt mit der umgehenden Ernennung des Herrn George Pourchet zum Präsidenten der aus 11 Gemeinden bestehenden Republik. Und jetzt stehe ich hier also im Wohnzimmer der dritten Präsidentin dieser kleinen, im Jura (zwischen der Schweiz und Frankreich) gelegenen Republik. Aus der wunderbaren Standuhr ertönt in diesem Moment, um fünf nach 2, die Nationalhymne der Republik. Wie gut, dass wir beide direkt vor der Uhr stehen und der Hymne somit den angemessenen Respekt zollen.
Vor dem Rathaus in Montbenoit, dem Hauptort der République du Saugeais, wartet bereits der Chauffeur mit der Staatskarosse auf uns. Die Tour durch die Republik kann beginnen. Zuerst geht es bis in den Nachbarort zur dortigen Zollstation. Vor dieser steht auch schon einer der inzwischen vier Zöllner der Republik. Ich habe Glück, denn mit meinem Pass ist alles in Ordnung, wie der Zöllner nach gewissenhafter Prüfung feststellt.