Liebesspiele in Montenegro

Die gute Nachricht des Tages: Die Sonne ist hervorgekommen. Irgendwie doof, dass ich gerade heute ins REA Sportzentrum in Budva laufe, um mir das Luftpistolenschießen anzuschauen. Um 9.00 geht es los mit dem Warmschießen. Meine Taktik, herumstehende oder –sitzende Experten anzusprechen, um mir erklären zu lassen, was ich jetzt zu sehen bekomme, wende ich auch hier erfolgreich an. Ich rede mit Herrn Baum aus Luxemburg. Herr Baum ist natürlich nicht irgendein Fan. Nein, er ist hier, um seine Frau Sylvie Schmit zu unterstützen. Ich erfahre, dass Frau Schmit bei ihrer ersten Teilnahme an den Spielen der Kleinstaaten in Island vor vier Jahren sogar die Goldmedaille gewonnen hat. Und wie sieht er die Chancen heute? „Ich hoffe, dass sie bei der ersten Drei sein wird. Es hängt auch viel von der Tagesform ab, vom Glück, der Nervosität, u.s.w.. Die Konkurrenz ist sehr stark. Hier sind auch Weltranglistenschützen dabei.“ Während die Männer schon einige Dutzend Schüsse abgegeben haben, kommt auch Frau Schmit in die Halle und gesellt sich zu uns. Ich verspreche, dass ich ihr ganz fest die Daumen drücken werde, denn heute bin ich Luxemburger.

Frau Schmit und ihr Ehemann und größter Fan, Herr Baum

Die Qualifikation Beendet Frau Schmidt aus dem dritten Platz liegend. Das macht doch Mut für das Finale! Doch, oh Schreck, hier hilft leider auch mein Daumendrücken nichts, denn Frau Schmidt trifft einfach zu selten die 10 und landet nur auf Platz 6, da wäre auf jeden Fall mehr drin gewesen. Die große Favoritin Eleanor Bezzina aus Malta und die erst 24 Jahre junge Jelena Pantovic (die erst mit 22 Jahren mit dem Schießsport angefangen hat, wie mir ihr hinter mir sitzende Vater erzählt) liefern sich bis auf die letzte Patrone ein spannendes Kopf- an Kopfrennen. Vor dem letzten Schutz liegt die junge Frau aus Montenegro knapp in Führung, doch mit dem letzten Schuss dreht die erfahrene Malteserin den Spieß noch einmal um. Vater Pantovic, der jeden Schuss seiner Tochter begeistert gefeiert hat, ist nur kurz enttäuscht. Dann bricht der Jubel aus ihm und den anderen Zuschauern des Gastgebers heraus. Der Mann platzt fast vor Stolz auf (und Freude über) seine Tochter.

 

Die Luxemburger sind überhaupt sehr nett. Bei den Herren holt der bereits 51 jährige Jean Marie Cirelli die Bronzemedaille („damit habe ich überhaupt nicht gerechnet“) und wird dafür von seiner Frau mit einem dicken Bussi belohnt. Und weil ich das so schön fand, wiederholen sie den Knutscher noch einmal für ein Foto. Wie gesagt, sehr nette Leute, diese Luxemburger.